Bericht über die Sitzung des Ortschaftsrates Aalen-Unterkochen vom 16. April 2007

Beginn: 17.30 Uhr, Ende 20.45 Uhr (einschließlich des nicht öffentlichen Teils)

Anwesend: Ortsvorsteher Maier und 12 Ortschaftsräte/-innen,
außerdem anwesend: Stadtrat Dr. Schäfauer,
ferner von der Verwaltung: Tiefbauamtsleiter Hägele, Bezirksamtsleiter Mahringer

Das Thema Beseitigung Bahnübergang Wöhr wird bereits seit dem Jahre 1986 diskutiert. Bei einem Vororttermin mit dem dafür zuständigen Ausschuss des Gemeinderats der Stadt Aalen am 18. Januar gab es verschiedene Fragen und Anregungen. Eine der Fragen war, weshalb, wie in der Absichtserklärung zu den Eisenbahn-Kreuzungsvorhaben im Jahr 1986, die Sutorstraße am Gelände Wöhr vorbei verlängert und mit der Färberstraße nicht verbunden wird. Diese Straßenverbindung wurde nicht weiterverfolgt, weil die Trasse zwischen dem Betriebsareal und der Bahnlinie wegen verschiedenster Nutzungskonflikte nicht gebaut werden konnte. Die Straße hätte das Industriegleis schleifend geschnitten und wäre durch die Ladezone der Firma Wöhr verlaufen. Dies würde der Bahnbetrieb nicht zulassen. Die Feldwegbreite zwischen dem Weißen Kocher und der Bahnlinie reicht nicht aus, um dort eine 6,50 m breite Straße mit Nebenfläche anzulegen. Dazu hätte der Weiße Kocher verlegt werden müssen. Die Trassenlage entlang dem Schwarzen Kocher war von der Firma Wöhr damals nicht gewünscht. Einigkeit im Ortschaftsrat war bislang, dass lediglich ein Weg für Radler und Fußgänger entlang dem Schwarzen Kocher am Firmenareal vorbeiführen soll. Mit der jetzt erfolgten Umsetzung durch die Firma Scholz haben sich die Ausschlusskriterien verfestigt. Das Betriebsareal wird zwischen Bahnlinie und Gewässerrandbereich voll ausgenutzt. Neben dem Weißen Kocher ist das neue Wasserwerk zwischenzeitlich gebaut. Dadurch scheidet die Gewässerverlegung räumlich aus. Ursprünglich wurde geplant, dass der Bahnübergang beseitigt wird und dafür eine Unterführung gebaut werde. Dies wurde bereits im Jahre 1986 zur Beseitigung der schienengleichen Bahnübergänge in Aalen-Unterkochen in einem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats festgelegt. Mit der Deutschen Bundesbahn wurde eine Absichtserklärung unterschrieben. In der Folgezeit bis heute wurde deshalb weder von der Stadt noch von der Bahn oder dem Bund hinterfragt, ob es zur Beseitigung eine Alternative gibt. Im Februar 2007 hat die Stadt Aalen bei DB Netz angefragt, ob die Bahn heute eine Beseitigung des Bahnübergangs verlangen würde oder ob es auch eine verkehrstechnisch funktionierende Schrankenanlage mit zugehörigem leistungsfähigen Straßenbau werden könne. Hierzu erteilte die Bahn die Auskunft, dass es durchaus vorstellbar wäre, eine verkehrstechnisch befriedigende Lösung mit Schrankenanlage am Bahnübergang zu bauen. Dabei müsste eine fernüberwachte Lichtzeichenanlage mit Halbschranken gebaut werden. Danach muss von einer durchschnittlichen Schließdauer von fünf Minuten ausgegangen werden. Die Beseitigung des Bahnübergangs und damit der Gefahrenstelle, die solch ein Übergang immer darstellt, ist aus Sicht des Bereichs Infrastruktur der DB Netz besser, weil ein technisch gesicherter Übergang zukünftig höhere Kosten verursacht als ein beidseitiger Übergang. Für die Fußgänger birgt dieser beschrankte Bahnübergang immer Gefahren, weil damit ein Zugang zum Bahnkörper geschaffen werde, der nicht absolut dicht herzustellen ist. Im Einzugsbereich der Knöcklingstraße wohnen derzeit 300 Einwohner. Diese Bewohner sollten barrierefrei in die Ortsmitte gelangen. Das Tiefbauamt der Stadt Aalen hat nun eine verkehrstechnisch funktionierende Lösung mit beschranktem Bahnübergang skizziert. Dabei würde die Aalener Straße in der geplanten Trasse parallel zur Bahnlinie verlaufen. Bei der Dorfmühle könnte ein zentraler Bushaltestellenpunkt „Ortsmitte“ angelegt werden. Im Bereich Dorfmühle reicht der Stauraum für eine Linksabbiegespur zum Wöhr-Gelände nicht aus, deshalb muss der Linksabbieger indirekt über den Kreisverkehr am Anschluss Aalener Straße / Himmlinger Weg geleitet werden. Der gesamte Abbiegeverkehr zum neuen Bahnübergang Wöhr fließt auf einer gesonderten Rechtsabbiegespur von Norden her. Diese Spur muss ausreichend lang bemessen sein. Der neue Bahnübergang muss mit Halbschranken und Lichtsignalanlagen gesichert werden. Der durchgehende Verkehr auf der Aalener Straße kann unbeeinflusst durch die Bahnschranke fließen. Mit diesem neuen Bahnübergang würde die Erschließung des Wöhr-Geländes gesichert. Der Bau der Sutorstraße zwischen Klärwerk Unterkochen und Wöhr-Gelände ist beim neuen beschrankten Bahnübergang nicht mehr kreuzungsbedingt. Durch die Anhebung der Aalener Straße auf das Niveau der Bahnlinie bei der neuen Schrankenlösung entfällt der natürliche Schallschutz gegenüber der Kochergrünanlage bei der Dorfmühle. Die Schallemissionen sind aber nicht so hoch, dass nach den Lärmschutzrichtlinien aktiver Lärmschutz für die Gebäude erforderlich sind. Um den Bereich als Erholungsfläche zu gewinnen, ist ein aktiver Lärmschutz entlang der Straße entweder als leichter Wall oder eine Wand mit rund 2 m Höhe wünschenswert. Für diese Lösung ohne Unterführung und ohne Ausbau der Sutorstraße wurden Kosten in Höhe von 4,7 Mio. EUR festgelegt. Die Kreuzungsmaßnahme wird nach dem § 13 Eisenbahnkreuzungsgesetz zwischen Stadt, Bahn und Land gedrittelt. Das Vorhaben, Bau einer Unterführung, wurde in vielfältiger Richtung diskutiert. Bei der Absichtserklärung Beseitigung des Bahnübergangs und Bau einer Unterführung war die Durchfahrtshöhe mit 4,50 m vorgesehen. Durch die nachfolgenden Diskussionen und Beratungen wurde die lichte Durchfahrtshöhe auf 3,25 m reduziert. Damit wäre das Verkehrsbauwerk einfacher und der Eingriff in den Grundwasserleiter verträglicher geworden. Auch mit den unmittelbaren Anliegern wurde der gesamte Themenbereich angesprochen und die Vor- und Nachteile abgewogen. Demzufolge hat das städtische Tiefbauamt eine Planungsvariante auf den Tisch gelegt, die sowohl von den Trägern öffentlicher Belange als auch von den Anwohnern Zustimmung erfahren könnte. In der ausführlichen Debatte wurden die verschiedenen Lösungsaspekte angegangen. Bei dem Bau einer Unterführung wäre mehr Sicherheit geboten. Allerdings wären hier erhebliche Einschnitte im Grundwasserbereich erforderlich. Der anwesende Grundstückseigentümer äußerte sich selbst und sprach sich gegen eine solche Maßnahme aus. Die Ortschaftsräte erörterten sowohl die eine als auch die andere Variante. Das Ortsbild erhalten und den Verkehrsfluss optimieren, so brachte es die SPD-Fraktion in en Vordergrund. Seitens der CDU-Fraktion wurde davon gesprochen, dass es nicht einfach sei, eine Entscheidung zu treffen. Anregungen zu einer weiteren Verbesserung waren zu vernehmen. Die Fraktion der Freien Wähler erinnerte, dass über 140 Jahre der Bahnübergang problemlos besteht. Gezweifelt wurde auch, ob der Ausschuss für Technik, Umwelt und Straßenentwicklung der Stadt Aalen sich mit diesem Thema näher beschäftige. In ausführlicher und sachlicher Debatte entschieden sich die Mitglieder des Ortschaftsrates für die Versetzung des Bahnübergangs um ca. 60 m Richtung Aalen und den Bau eines Kreisels. Der Bau einer Unterführung wurde fallen gelassen. Im Nachgang zu dieser Sitzung erhielten wir von der DB Netz AG am Freitag, 20. April 2007, die Mitteilung, dass der Vorschlag für einen beschrankten Bahnübergang nicht den Erwartungen entspricht. Die DB Netz AG möchte, dass die Planungen weiter zu bereiben sind mit dem Ziel, den Bahnübergang zu beseitigen. Folglich kann davon ausgegangen werden, dass der Beschluss des Ortschaftsrates vom 16. April 2007 nicht umgesetzt werden kann.
© Stadt Aalen, 20.04.2007