Gedenkfeier zum Volkstrauertag am Kriegerdenkmal Unterkochen

Am vergangenen Sonntag, 17. November 2019, fand nach dem Hauptgottesdienst die Gedenkfeier zum Volkstrauertag unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung statt.

(© Bezirksamt Unterkochen)

Am Kriegerdenkmal hatten sich die Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine eingefunden, ebenso der Liederkranz Unterkochen sowie der Musikverein Unterkochen. Beide Vereine umrahmten die Gedenkfeier musikalisch. Zwei Schülerinnen der Kocherburgschule, Sophie Bihlmayr und Driana Rrecaj, trugen Gedichte vor.

 

Ortsvorsteherin Heidemarie Matzik ging in ihrer Gedenkrede darauf ein, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist und erinnerte an die Menschen, die in zwei Weltkriegen ihr Leben verloren haben. Die Bereitschaft zur Erinnerung ist auch eine Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung. Die Informationen über Krisenherde, Terroranschläge und tatsächliche Kriege werden uns jeden Tag in den Nachrichten übermittelt. Eine Hoffnung, die Welt möge friedlicher werden, ist im Moment nicht zu erkennen. Gewalttätigkeiten nehmen zu. Wir haben eine aufgerüstete Sprache und die entsprechende Umsetzung erfolgt bereits. Damit sind nicht die Konflikte in Syrien, dem Kurdischen Gebiet oder der Ukraine gemeint. Der schleichende Prozess, dass heute wieder Parolen laut werden, hier bei uns, 75 Jahre nachdem der Wahnsinn der NS Zeit mit der bedingungslosen Kapitulation des 2. Weltkrieges endete, dass wir wieder einer Ideologie verfallen könnten, so etwas möchte niemand.

Ein wesentlicher Faktor unserer Demokratie ist die Meinungsfreiheit. Das ist ein hohes Gut und unverzichtbar für unsere Demokratie. Jedoch, trotz aller Möglichkeiten der Information gibt es Tendenzen, die eigene im Kopf vollzogene Meinung als die Wahrheit zu benennen und andere Meinungen nicht hören zu wollen. Der zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 mit einer Lüge, der Lüge: Seit 5.45 Uhr werde zurückgeschossen. Die Konflikte heute beruhen häufig auf Aussagen und Vorstellungen Einzelner, die die Möglichkeiten ihres politischen Amts aus ihrer Sicht missbrauchen.

Die Namen der Menschen auf den Tafeln am Kriegerdenkmal stehen als Aufforderung an uns, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Frieden schaffen und halten braucht Mut und eine unendliche Bereitschaft, Wege zu gehen, die nicht nur das eigene Wohlergehen im Sinne hat, sondern einen Gemeinschaftsgedanken beinhalten. Helden brauchen wir im Alltag, die haben wir auch! Kriegshelden brauchen wir nicht.

Wir können nichts ungeschehen machen, aber wir alle zusammen können daran arbeiten, dass es nicht mehr geschehen kann – weil wir dazu gelernt haben. Dem Hass im Denken und einer verrohten Sprache können wir nur unsere eigene Sprache und unser friedliches Handeln gegenüber stellen. Diesen Auftrag haben wir heute. Diesen Auftrag haben wir vor allem, weil wir unseren Kindern und Enkeln ein Vorbild sind. Sie beobachten, wie wir uns verhalten. Wir haben es in der Hand, wie wir gemeinsam leben wollen – es ist unsere Entscheidung. Eine große Aufgabe. Im Gedenken und Erinnern an dieser Stelle wird diese Aufgabe jedoch Verpflichtung.

 

Als der Musikverein Unterkochen das Musikstück „Ich hatt‘ einen Kameraden" spielte, legte Ortsvorsteherin Heidemarie Matzik zusammen mit ihren Stellvertretern Ulrich Starz und Florian Stütz einen Kranz, Gottfried Alt als Vertreter der VdK-Ortsgruppe eine Schale am Kriegerdenkmal nieder.

 

(Text: Bezirksamt Unterkochen)

© Stadt Aalen, 18.11.2019